Gewässerentwicklung

Die überwiegende Anzahl der Gewässer des Verbandsgebietes sind in den letzten 150 Jahren begradigt und ausgebaut worden. Gründe dafür waren die Forderung nach sicheren Ackerflächen, die zunehmende Ansiedlung von Bevölkerung, Industrie und Gewerbe, die Nutung der Wasserläufe als Transportwege sowie der Schutz vor Überschwemmungen. Der Verbau der Gewässer mit Abstürzen und Wehren zur Nutzung der Wasserkraft und als Kulturstaue zur Bewässerung von Ackerflächen reicht noch weiter zurück.

Heute wissen wir, dass die gewässerverändernden Maßnahmen vielschichtige nachteilige Auswirkungen hatten: Eine Erhöhung des Feststofftransportes, die Eintiefung der Flussläufe, der Verlust von Retentionsflächen und Lebensräumen für Tiere und Pflanzen sowie die Beschleunigung der Hochwasserabläufe sind zu nennen. Von der Fortsetzung des rigorosen Ausbaus der Gewässer wurde in den 1980er Jahren im Verbandsgebiet Abstand genommen und auch die Umsetzung weiterer, überregional bedeutsamer Hochwasserschutzmaßnahmen wurde im Hinblick auf ökologische Belange unterbrochen und erst nach entsprechender Modifizierung weitergeführt.

Der Leineverband hat in 1990er Jahren begonnen, gezielt naturnahe Maßnahmen zur Gewässerentwicklung umzusetzen. Bereits 1987 wurde das Einzugsgebiet der Bewer durch das Umweltministerium des Landes Niedersachsen - unter Leitung von Herrn Minister Dr. Werner Remmers - als repräsentativ für den Naturraum des Weser- und Leineberglandes eingestuft und für ein Modellvorhaben zur naturnahen Gestaltung ausgewählt.

In diesem Vorhaben wurden wertvolle Erkenntnisse für die Zielerreichung eines guten ökologischen Gewässerzustandes gesammelt. Die im Projekt verfolgten Ziele stellen auch heute die wesentlichen Eckpunkte der Gewässerentwicklung dar:

Neben der Anfertigung von Gewässerentwicklungskonzepten, Erhebung von ökologischen Grundlagendaten für Renaturierungsvorhaben wurden hydraulische Untersuchungen zur Ableitung von naturnahen Maßnahmen im Leineeinzugsgebiet angestellt.

Mit dem Rückbau bzw. Umbau von Abstürzen wird das Ziel der Förderung der ökologischen Durchgängigkeit im Verbandsgebiet verfolgt. Mit der Ausweisung von Gewässerrandstreifen wird versucht, den Gewässern Raum für eine eigendynamische Entwicklung zu geben.

Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit an der Gartemühle (links) und Gewässerrandstreifen an der Ilme unterhalb Einbeck (rechts).